Der Fußballweltverband FIFA nennt die WM dreist „das größte Spektakel auf Erden“.
Seit dem bescheidenen Start 1930 in Uruguay hat sich das Nationen-Turnier zu einer wahren Geldmaschine gemausert. Die letzte in Deutschland ausgetragene WM 1974 lukrierte für damals Rekordeinnahmen von umgerechnet 34,7 Millionen Euro. Mit der WM 2006 nimmt die FIFA das 50-fache ein: satte 1,73 Mrd. Euro. Das entspricht einem Vielfachen des Bruttosozialprodukts des Teilnehmerlandes Togo. Den Löwenanteil machen TV-Gelder aus. Insgesamt 30 Mrd. TV-ZuschauerInnen weltweit und 1,2 Mrd. in 213 Ländern, die allein beim Finale via TV live dabei sein werden, bieten eine durch keinen anderen Event übertroffene Reichweite. Die Kosten für die WM belaufen sich auf knapp 400 Mill. Euro – nicht mitgerechnet die Ausgaben in Milliardenhöhe für die Errichtung der Stadion-Infrastruktur; die blechen großteils die deutschen SteuerzahlerInnen.
Mit der Vergabe der WM-Endrunde 2010 an Südafrika – der ersten Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden – geht die FIFA den Weg der Globalisierung des Produkts Fußball konsequent weiter.
Dabei war die globale Verbreitung des Spieles zunächst kein erklärtes Ziel der 1904 in Paris gegründeten FIFA. Diese Aufgabe überließ man den Kolonialverwaltungen und europäischen SiedlerInnen. In der FIFA-Amtszeit des Franzosen Jules Rimet (1921-54) nahm zwar die Bedeutung Lateinamerikas zu, aber alle wichtigen Positionen blieben Nordeuropäern vorbehalten. In der Ära des Engländers Stanley Rous (1961-1974) prägte eine neo-imperiale Ideologie die Beziehungen der FIFA zu Afrika. Vom „Mutterkontinent“ des Fußballs wollte man das Spiel – vergleichbar dem Christentum – in die am meisten entlegenen Winkel der Erde tragen, selbstverständlich zum zivilisatorischen Wohle der ehemals Kolonisierten. Erst mit der Wahl des Brasilianers João Havelange 1974 zum FIFA-Präsidenten folgte eine Phase der „De-Europäisierung“, die sich in der Erhöhung der Zahl der WM-Startplätze für Afrika und Asien, der Einführung von Nachwuchsweltmeisterschaften und in Entwicklungsprogrammen manifestierte.